Systemischer Kinderschutz

„Die meisten Eltern haben den Wunsch und den Willen, dass ihre Kinder gesund und wohlbehalten aufwachsen. Ebenso haben die meisten Kinder nicht den Wunsch nach einer Trennung von ihrer Familie oder einer anderen Familie. Sie möchten, dass ihre Eltern sich anders verhalten und die Lebensbedingungen in der Familie sich ändern.“ (Systemischer Kinderschutz. Kontexte, Wechselwirkungen und Empfehlungen, DGSF 2020: S.6-7)

Als empfohlene systemische Einrichtung der DGSF berücksichtigen wir die Grundsätze des systemischen Kinderschutzes. Diesem liegt ein dialogischer, lösungs- und ressourcenorientierter Kinderschutz zugrunde, der die gesamte Familie im Rahmen der Gefährdungseinschätzung und der Entwicklung von Hilfemaßnahmen und Schutzkonzepten aktiv beteiligt.

Betrachtung des Kontextes

Familiensysteme, in denen Akteure und Institutionen die Notwendigkeit des Eingreifens im Zuge einer Kindeswohlgefährdung sehen, befinden sich häufig in einer lang andauernden Überforderungssituation, die auch von schwierigen sozioökonomischen Bedingungen begleitet werden. Die daraus entstehende Überforderungssituation, das aufkommende Gefühl von Hilflosigkeit der Eltern und die Reaktionen der Kinder begünstigen Eskalationsspiralen, die letzten Endes in Gefährdungen des Kindeswohls münden können.

Die Systemische Betrachtung bezieht den gesamtgesellschaftlichen Kontext mit seinen komplexen Wechselwirkungen für die Entstehung der Krisensituation mit ein und sieht davon ab, eine Krise monokausal mit einer „Erziehungsunfähigkeit“ der Eltern zu erklären.

Ein Systemischer Kinderschutz ist bemüht, neben den familienbiografischen Ereignissen und deren transgenerationalen Auswirkungen, auch die vielfältigen Wechselwirkungen rechtlicher Vorgaben der unterschiedlichen Sozialgesetzbücher und gesellschaftlicher sowie politischer Entwicklungen auf den einzelnen Menschen sowie das familiäre Zusammenleben zu beachten.